Meine Leser und Leserinnen mögen mir bitte verzeihen: Erstmals habe ich in einem Roman eine Hauptfigur erfunden – Clara. Allerdings hätte es eine solche Tochter des Grafen von Toulouse durchaus geben können; dieser Herr zeugte unzählige Bastarde, von denen sich viele den Katharern angeschlossen haben. Claras Weg war kein ungewöhnlicher für eine adelige Dame aus Okzitanien.
Ursprünglich sollte es in diesem Buch ausschließlich um Blanka von Kastilien gehen. Doch ich begriff im Verlauf der Recherche und des Schreibens, wie viele Blickwinkel ich zur Schilderung dieser unübersichtlichen, wirren und abenteuerlichen Zeit brauchte. Und so schlich sich Clara in die Geschichte ein, gewissermaßen die andere Seite jener Medaille, die Blanka heißt.
Alle anderen historischen Figuren haben gelebt, und an den geschichtlichen Fakten habe ich nicht gerüttelt, nur natürlich manches ausgeschmückt. Und sehr viele wichtige Persönlichkeiten und Ereignisse – vor allem jene, die den Zwist mit England betreffen – unerwähnt lassen müssen, weil dies sonst den Rahmen der Geschichte gesprengt hätte. Blankas Reise nach Rom habe ich – wie auch die Person der Lisette – erfunden, nicht aber die Tatsache, dass sie ein heimliches Gelübde abgelegt hat, von dem sie der Papst später befreite. Historiker grübeln heute noch darüber nach, um was es dabei gegangen sein mag. Als Romanautorin habe ich darauf eine Antwort gefunden.
Der Beweis, dass Theobald König Ludwig vergiftet hat, ist nie erbracht worden, das Gerücht aber hält sich hartnäckig seit Jahrhunderten. Unstrittig ist seine ungeheuerliche Verehrung für Blanka, die er in zahlreichen Liedern dokumentiert hat. Sein ganzes Werk, dem Dante übrigens Tribut zollte, wurde 1851 von Prosper TARBÉ in der altfranzösischen Originalsprache veröffentlicht, zusammen mit einem ausführlichen Text über Herkunft, Leben und Taten des Grafen von Champagne und über seine Beziehung zu Blanka von Kastilien. Ich habe die Übersetzung einiger seiner Verse manchen Kapiteln vorangestellt, mir aber erlaubt, die Gedichte im Roman nach dem Muster höfischer Lyrik selbst zu verfassen. Der von ihm gestaltete Vertrag von Paris/Meaux gilt auch heute noch als juristisches Meisterwerk. „Und das in einer Zeit, in der die verschiedenen Fragen meist ohne große Logik und ziemlich verworren abgehandelt werden“, schreibt Règine Pernoud in ihrer großartigen Blanka-Biografie Herrscherin in bewegter Zeit.
Als König von Navarra starb Theobald im Jahr 1253, ein halbes Jahr nach der von ihm so feurig verehrten Blanka. Die übrigens bis zu ihrem Tod allein regierte, ohne Kronrat oder andere Institution. Und eigentlich auch ohne ihren Sohn, den König. Wie der Historiker Gerd Treffer schreibt: „In der Praxis wird Ludwig der Vormundschaft seiner Mutter erst durch ihren Tod entrinnen.“ Blanka soll übrigens eine grauenhafte Schwiegermutter gewesen sein.
Über eine Liebesbeziehung zwischen ihr und Raimund VII. von Toulouse gibt es historische Gerüchte zuhauf, aber keinerlei Belege. Außerdem wurde ihr ein Liebesverhältnis mit dem päpstlichen Legaten Frangipani nachgesagt, was ich aber angesichts ihrer gut belegten Frömmigkeit für unwahrscheinlich halte und daher nicht aufgegriffen habe. Raimund wird seinem Kreuzzugs-Gelübde erst im Jahr 1249 nachkommen, stirbt jedoch auf dem Hinweg. Die Ehe seiner Tochter Johanna mit Prinz Alfons galt als glücklich, blieb aber kinderlos.
Die geheimnisumwitterte alte Königin Ingeborg stirbt 1236 in Corbeil, wo sie auch bestattet wird.
Über die Katharer ist viel geschrieben und spekuliert worden, wiewohl sie selbst kaum schriftliche Zeugnisse hinterlassen haben. Den umfassendsten Einblick in ihren Glauben und Alltag bietet ausgerechnet ihr ärgster Feind: Die Inquisition hat penibel Protokoll über die Prozesse geführt. Ich verweise jeden, der mehr über diese Glaubensgemeinschaft wissen will, auf die Bibliografie am Ende dieses Romans. Derzeit erleben die Katharer gewissermaßen eine Renaissance, wie ich auf meiner Reise durchs Languedoc feststellen konnte, wo mich überall auf Schildern das Land der Katharergrüßte. An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner alten Schulfreundin Sabine Stenger bedanken, die in Carcassonne lebt und mir viele nützliche Hinweise gegeben hat. Dank gebührt auch meinen Freunden Brigitte Ahrens und Thomas Augustin, mit denen wir durch das Languedoc gereist sind und ein unvergessliches Gewitter im Schutz der Burgruine des Montségur erlebt haben. Ich danke auch Claude-Cyrill Laurent, der die erste Fassung des Manuskripts gelesen und nicht nur gewisse geografische Unstimmigkeiten richtig gestellt, sondern mir auch den Unterschied zwischen einem Troubadour und einem Trouvère erläutert hat (siehe Glossar). Dank auch an Roswitha Follmann, die alles über die Garderobe des Mittelalters weiß und an Gisela Leuer, die sich in Religionen aller Art bestens auskennt und mich beim Schreiben angefeuert hat. Natürlich gebührt meinen beiden Lektorinnen Christine Neumann und Anja Rüdiger ebenfalls Dank. Aber vor allem möchte ich mich bei meinem Lebenspartner Michael bedanken. Ohne seinen unermüdlichen Ansporn, seine Kritik, seine fundierten Ratschläge, seine Begeisterung für das Thema und seine Liebe wäre es mir erheblich schwerer gefallen, die Fülle des Materials zu einem Roman zu verarbeiten, dessen Schreiben mir viel Freude bereitet hat.
M.K. Januar 2011
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